Willkommen, Slowenien!

Mit einer überwältigenden Mehrheit von 89,61 % hat gestern (23. März 2003) Slowenien über seinen EU-Beitritt abgestimmt. Gleichzeitig fand auch das Referendum zum NATO-Beitritt statt. 66,02 % der slowenischen Bevölkerung sprachen sich dafür aus. Das Ergebnis zur EU ist die höchste Zustimmungsrate, die jemals bei einem Beitrittsreferendum erzielt wurde und übertrifft alle Meinungsumfragen deutlich.

Slowenien stellte am 10. Juni 1996 seinen EU-Beitrittsantrag. Die Verhandlungen wurden 1998 aufgenommen und im Dezember 2002 beim EU-Gipfel in Kopenhagen abgeschlossen. Als nächster Schritt steht die offizielle Unterzeichnung der Beitrittsverträge am 16. April 2003 beim EU-Gipfel in Athen an. Nach Ratifizierung durch die nationalen Parlamente der derzeitigen Mitgliedsstaaten und das Europäische Parlament wird Slowenien am 1. Mai 2004 der Europäischen Union beitreten.

Slowenien galt aufgrund seiner wirtschaftlichen Entwicklung (über Jahre hindurch das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf aller mittel- und osteuropäischen Beitrittsländer) und seiner vergleichsweise niedrigen Arbeitslosigkeitsraten immer als Musterschüler unter den EU-Kandidaten. Slowenien führt auch die Statistik der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung in den Beitrittsländern an.

Zur Geschichte Sloweniens

Während die ersten Spuren menschlicher Besiedlung des heutigen Sloweniens vor unvorstellbaren 250.000 Jahren datieren, sind die Kelten ab 400 v.Chr. das erste historische Volk in der Region. Ihr Staat Noricum wurde um die Zeitenwende von den Römern übernommen. In der Völkerwanderungszeit drangen Hunnen und Germanen ein. Nach der Abwanderung der Langobarden begann die slawische Dominanz, wobei nicht geklärt ist, wann sie woher einwanderten. Es bildete sich das Herzogtum Karantanien, das im 9. Jhdt. Teil des Frankenreiches wurde. Über die nächsten 500 Jahre gehen die meisten Zusammenfassungen der slowenischen Geschichte schweigend hinweg. 1456 fielen große Teile des heutigen Sloweniens an die Habsburger. Von türkischen Angriffen geplagt, gab es vor allem im 16. Jhdt. zahlreiche Bauernaufstände wegen der Unfähigkeit der Feudalherren, die Bevölkerung zu schützen. Die Reformation brachte die ersten Bücher in slowenischer Sprache und eine kulturelle Blüte, die in der Gegenreformation wieder verdorrte.

Einen erneuten Aufschwung gab es erst unter Joseph II, in dessen Regierungszeit die Einführung der allgemeinen Schulpflicht mit Unterricht in slowenischer Sprache fällt. Im Revolutionsjahr 1848 bildete sich die nationalistische Bewegung "Vereintes Slowenien", in der Realität blieben die Slowenen jedoch auf das neu entstandene Italien, sowie den österreichischen und den ungarischen Teil der Habsburgermonarchie aufgeteilt. 1917 forderten Delegierte einen demokratischen Staat, der die Gebiete, in denen Kroaten, Serben und Slowenen lebten, unter habsburgischer Herrschaft vereinen sollte. Das Jugoslawien, das nach dem Zerfall der Monarchie entstand, sah etwas anders aus und war serbisch dominiert. Im 2. Weltkrieg von den Deutschen, Italienern und Ungarn besetzt, entwickelte sich bereits 1941 bewaffneter Widerstand, der allmählich von den Kommunisten monopolisiert wurde. Slowenien wurde 1945 Teil der Föderalistischen Volksrepublik Jugoslawien, die nach dem Bruch mit der Sowjetunion 1948 in die Föderalistische Sozialistische Republik Jugoslawien umbenannt wurde. Diese teilte nicht alle Greuel mit der UdSSR, war aber keinesfalls ein marktwirtschaftlich orientierter, demokratischer Rechtsstaat.

Das vergleichsweise hochindustrialisierte Slowenien war lange Jahre hindurch die wirtschaftlich stärkste jugoslawische Teilrepublik. Nach Titos Tod 1980 wurden 1987 erste Unabhängigkeitsforderungen laut. Auf die ersten freien Wahlen 1990 folgte am 25.6.1991 die Unabhängigkeitserklärung mit breitester Unterstützung der Bevölkerung. Ein Angriff der jugoslawischen Armee wurde in einem kurzen Krieg abgewehrt. Slowenien wurde schnell von der internationalen Staatengemeinschaft anerkannt und stellte 1996 einen Beitrittsantrag an die EU.

Weitere Informationen:

Offizielle Webseite der Republik Slowenien

Länderprofil

Margareta Stubenrauch, 24. März 2003, aktualisiert am 27. August 2010