Europas offenes Problem

Ich bin immer der Meinung gewesen, dass wir bei einer zu raschen Erweiterung Gefahr laufen, das eigentliche Ziel der "Vereinigten Staaten von Europa" aus den Augen zu verlieren. In mancherlei Hinsicht hat sich meine Befürchtung auch bestätigt. Das soll natürlich nicht heißen, dass ich gegen künftige Erweiterungen bin, aber diese sollten erst nach den erfolgten Konsolidierungs- und Vertiefungsphasen erfolgen.

Ein typisches Beispiel dafür ist das noch immer ungelöste Zypernproblem, welches wir mit 1. Mai in die Union übernommen haben. Am Abend des 28. April hieß es noch, dass die türkischen Zyprioten für das Nein der griechischen Zyprioten nicht bestraft werden dürften. Es wurde rasche Hilfe versprochen und heute, ein halbes Jahr später, wartet Nordzypern noch immer auf die versprochenen 259 Millionen Euro. Mehmet Talat, Ministerpräsident der nicht anerkannten TRNC (Turkish Republic of Northern Cyprus) sitzt auf einem wackligen Stuhl und hat vor ca. 2 Wochen seinen Rücktritt angeboten. Wenn binnen 60 Tagen keine neue Regierung zustande kommt, muss neu gewählt werden. Talat, der sich für das Ja zur Vereinigung engagiert hat, steht nun mit leeren Händen da und Neuwahlen könnten mit dem Ergebnis enden, dass die Denktash-Clique wieder ans Ruder kommt. Alles in allem keine erfreulichen Aussichten.

Da mich das Thema seit längerer Zeit beschäftigt, habe ich mich entschlossen, mich vor Ort umzusehen und präsentiere nun das Ergebnis:

http://members.chello.at/wetschnig/zypern.htm

Thomas Wetschnig, 8. November 2004