Roman eines Schicksallosen

Imre Kertész, RoRoRo 22576, 2002
287 Seiten, ISBN 349922576

Ich gebe es zu: Ich habe Imre Kertész erst gekauft, als bekanntgegeben wurde, dass er der Literaturnobelpreisträger 2002 sein wird.

Roman eines Schicksallosen ist die Geschichte des 15-jährigen Budapester Juden György Köves. Als sein Vater ins "Arbeitslager" muss, ist er letztendlich froh, die Verabschiedung hinter sich gebracht zu haben. Er wird selbst zum Arbeitsdienst eingezogen, den er "sogar ganz vergnüglich" findet. Eines Tages wird er aus dem Bus geholt und in einen Zug nach Auschwitz verfrachtet. Eilfertig folgt er allen Anweisungen, denn "überhaupt schuldeten wir dem Polizisten schließlich Gehorsam". Über Buchenwald, das er "bald liebgewonnen hat", gelangt er ins Konzentrationslager Zeitz, wo es ihm immer noch darum geht, "ein guter Häftling" zu sein.

Es ist qualvoll, den Protagonisten Schritt für Schritt durch die Shoah zu begleiten, die er ohne Schuldzuweisungen und Anklagen im Stile eines unbeteiligten und naiven Reporters beschreibt. György Köves überlebt und wünscht sich auf der letzten Seite, nicht nach den Greueln, sondern nach dem Glück der Konzentrationslager befragt zu werden. Ein großer, aber zutiefst irritierender Roman, über den zu schreiben sehr schwer ist. Man sollte ihn lesen.

Margareta Stubenrauch, 1.11.2002