Das Evangelium nach Pilatus

Eric-Emmanuel Schmitt, Fischer Taschenbuch, 2007
298 Seiten, ISBN 9783596174003

"Die Leiche ist weg". So beginnt der zweite Brief des Pilatus an seinen Freund Titus in Rom. Pilatus ist Statthalter in Jerusalem und die Leiche ist niemand geringerer als jener "Magier aus Nazareth", der noch als Toter die öffentliche Ordnung stört und somit den Job des Pilatus gehörig erschwert. Auf der Suche nach der Leiche ist Pilatus immer einen Schritt zu spät, er verdächtigt den Pharisäer Kaiphas und verbündet sich dann mit ihm, alles mit dem Ziel, das Land unter Kontrolle zu behalten. Er schickt Soldaten und Spione, aber er findet die Leiche nicht und verliert seine Frau Claudia an die neue Religionsgemeinschaft, die sich Christen nennen.

Das war der zweite Teil des Buches: Der erste ist noch gewagter. Hier beschreibt Jesus als Ich-Erzähler seine Wandlung vom ungewöhnlichen Kind zum Messias. Nur widerwillig nimmt er seine Rolle als Auserwählter an, und Zweifel plagen ihn bis zum Ende.

Das Buch ist keineswegs blasphemisch, respektlos oder ironisch, im Nachwort beschreibt der Autor seine Bekehrung. Aber es ist eine völlig neue Sicht auf eine bekannte Geschichte, voll tiefen Gefühls ohne Pathos, voll tiefster Menschlichkeit und Liebe. Denn am Beginn des Christentums stand die Liebe, deutlicher als Eric-Emmanuel Schmitt kann man nicht darauf hinweisen. Ein großartiges Buch!!!

Margareta Stubenrauch, 11. August 2009